Das Kettenhemd –DIE Rüstung des Mittelalters



Das Kettenhemd –DIE Rüstung des Mittelalters

Ein Kettenhemd ist ein aus Kettengliedern oder Kettenringen gefertigtes Rüstungsteil, dass zu den Kettenrüstungen zählt. Form und Schnitt entsprechen einem Hemd, daher der Name. Der Begriff „Kettenhemd“ stammt allerdings aus der Neuzeit und ist damit ein Kunstbegriff, was aber nicht weiter stört, solange jeder weiß was gemeint ist. Historisch sind die Begriffe „Brünne“, was allgemein „Rüstung“ hieß, Hauberk, was ein langes und langärmeliges Kettenhemd bezeichnet und Haubergeon, was ein kurzes und kurzärmeliges Kettenhemd bezeichnet. Die „Byrnie“ ist der Vorläufer des Wortes „Brünne“ und konnte sowohl einen Schuppenpanzer wie einen Kettenpanzer bezeichnen.

Herkunft und Entstehung
Materialien und Verarbeitung der Kettenringe
Formen und Entwicklung
Exkurs: Archäologische Funde und Quellenlage



Herkunft und Entstehung

Die frühesten Belege für Kettenhemden liegen für die Mitte des 4. Jahrhunderts vor Christus vor (also um 350 v.Chr.). Die erste Kettenrüstung wurde in einem Prunkgrab in der Nähe von Ciumesti (Rumänien) gefunden, dass vor allem durch seinen Totemhelm berühmt wurde. (LINK)
Auffällig ist, dass fast alle frühen Funde von Kettenhemden im Lebensraum der Kelten liegen.
Einzelne „Ausreißer“ treten erst später auf und bilden die Anfänge des Siegeszuges des Kettenhemdes.
Die Form der ersten Kettenhemden ist die, wie man sie später von der römischen Lorica Hamata (link) kennt: Ein kurzärmeliges Kettenhemd mit Schulterdopplung, dass bis zur Hüfte reicht.

 

Materialien und Verarbeitung der Kettenringe

Das am meisten verwendete Material zur Herstellung von Kettenringen war Stahl. Kettenhemden aus Bronze waren sehr selten, allerdings konnten die Säume und Ränder mit Bronze- oder Messingringen verziert sein. Kettengeflecht aus dem Grab von Lexden wies silberne Nietstifte auf. Die Materialstärke der Kettenringe schwankte zwischen 0,8 und 2mm.
Die Kettenringe wurden am Häufigsten in der 4-in1-Technik miteinander verbunden. Das heißt, dass immer ein Ring mit vier anderen verbunden wurde. Allerdings gibt es schon aus der Frühzeit der Kettenhemden einen Fund mit einer 6-in-1-Technik.
Die Form der Ringe hatte ein breites Spektrum. Von beinahe kreisrunden Ringen über ovale und D-förmige bis hin zu quadratischen Querschnitten. Am häufigsten sind jedoch die ovalen und runden Querschnitte.Der Außendurchmesser der Ringe betrug 4-16mm.
Der Zusammenhalt der einzelnen Kettenringe wurde auf verschiedene Weise erreicht. Zum einen konnte man die Kettenringe einfach nur zusammen biegen, so dass sich die Enden berührten. Man hat Ringe auch feuerverschweißt oder, das ist die aufwändigste Methode, die Enden der Ringe wurden platt geklopft und überlappt. Anschließend wurde durch beide Enden ein Loch gebohrt und ein Niet hindurch gesteckt und verhämmert.
Damit waren beinahe alle technischen Aspekte des Kettengeflechtes bereits in seiner frühesten Entstehungszeit vorhanden. Bis die Römer kamen. Die Römer waren sehr effiziente Leute und hatten viel übrig für Produktionsweisen, die man schon als industriell bezeichnen kann. Bei römischen Kettenhemden (der Lorica Hamata) tauchen deshalb ab der Zeitenwende gestanzte, flache Ringe auf. Diese wurden mit Hilfe von Wasserkraft betriebenen Hämmern aus Blechen gestanzt. Dadurch sparte man sich das mühsame Herstellen der Hälfte der für ein Kettenhemd benötigten Ringe, nur noch die „Verbindungsringe“ mussten offen hergestellt werden um die vier gestanzten Ringe einzufädeln, anschließend wurden diese Ringe vernietet.

Kurzes, kurzärmeliges Kettenhemd, ohne Schulterdopplung
Kurzes, kurzärmeliges Kettenhemd

Formen und Entwicklung

Nach dem Untergang des römischen Reiches im Westen, wird die Quellenlage sehr dünn. Die Herstellungsweise der Römer wird nicht mehr angewendet und die Flachringe verschwinden wieder. Auch die Form der Kettenhemden ändert sich. Schon in der Spätantike wurden keine Kettenhemden mehr mit Schulterdopplung verwendet. Ein kurzes Kettenhemd mit kurzen Ärmeln, ist typologisch schon ein Haubergeon, allerdings verwendet man das Wort erst für spätere, nicht römische, Kettenpanzer. Eine Neuerung im Schnitt der Kettenhemden taucht ab dem Frühmittelalter auf. Das Kettenhemd bekommt immer längere Ärmel und auch der Saum wandert immer weiter nach unten, bis er fast die Knie berührt. Dieses langärmelige und lange Kettenhemd nennt man Hauberk. Bei all diesen Aussagen darf man nicht vergessen, dass es den Zeitgenossen nicht auffiel, dass sich bestimmte Trends in Material, Kettenringen, Form usw. allmählich durchsetzten. Das „allmählich“ zog sich schließlich über mehrere Jahrhunderte…
Gegen Ende des Spätmittelalters und Anfang des Hochmittelalters kam immer mehr Kettenzeug zur Kettenrüstung hinzu, bis der Krieger von Kopf bis Fuß mit Kettenhaube, Hauberk, Kettenfäustlingen und Kettenbeinlingen eingekleidet war. Etwa ab dem 14. Jahrhundert tauchen auch wieder Flachringe auf.

Exkurs: Archäologische Funde und Quellenlage

Ein Kettenhemd kann bei guter Pflege sehr alt werden und die Quellenlage ist zu dünn um darüber Auskunft zu geben ob es sich um ein damals schon altes Hemd oder um ein neues gehandelt hat das in den Boden kam. Hinzu kommt, dass es scheinbar keine Standards gab. Wie oben erwähnt, findet man bereits bei den frühesten Kettenhemden, Ringe mit rundem bis ovalem Materialquerschnitt und rundem, ovalem oder sogar quadratischem Aussehen der Ringquerschnitte. Die Materialstärken schwanken zwischen 0,7 und 2 mm und die Ringdurchmesser von 4 -16 mm. Hinzu kommt, dass bei vielen Funden nicht klar ist, wie sie eigentlich zu datieren sind. Meistens handelt es sich dabei um alte Funde aus dem 19. Jahrhundert, als die Archäologie noch in den Kinderschuhen steckte und viele Methoden der Dokumentation noch nicht berücksichtigt wurden. Hinzu kommt, dass nur Kettenrüstungen „überlebten“ die zusammengerollt in den Boden kamen. Nur so können sich Reste erhalten (wenn man von sehr guten Erhaltungskonditionen in Wüsten oder Mooren mal absieht). Es dauerte also erstmal seine Zeit, bis die Archäologen überhaupt erkannten wenn sie ein Kettenhemd fanden. Wie so ein Rostklumpen NACH der Reinigung aussieht kann man hier erfahren http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/germanen-und-roemer-kettenhemd-am-schlachtfeld-harzhorn-a-916778.html



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